Montag, 31. Oktober 2011

Foto-Kolleg: Baden

Ja, ich weiß, euch gehen die vielen Wasserbilder allmählich aufs Fell. Ist ja auch nicht schön, ständig andern Leuten beim Kranksein zuzugucken. Aber ihr habt das Blogseminar gewollt, nun müsst ihr da auch durch.

Wir kommen heute zu einem ganz besonders pikanten Thema, dem Baden.

Wir Amazonen leben in großen Höhen (ich meine natürlich ursprünglich, dort wo unsere wilden Verwandten zu Hause sind). Wir nehmen Felswände und jeden noch so großen Baum. Alles, was wir brauchen, ist dort zu finden: Nahrung, Schutz und gute Plätze zum Dösen und Schlafen. Es gibt also keinen Grund, auf dem Boden herumzugurken und uns womöglich in Pfützen zu schmeißen, weder zur Erfrischung noch zur Reinigung. Das ist erstens irgendwie … unappetitlich, nicht wahr? Und zweitens ziemlich dusselig, weil auf dem Boden Feinde lauern.

Normalerweise halten wir nur mal kurz die Ärmel raus, wenn’s regnet. Das reicht als Zusatzhygiene. Baden ist uns gänzlich fremd, da niemand uns eine Wanne ins Geäst stellt und schon gar nicht Badewasser einlässt. Das sollten wir immer im Gedächtnis behalten, auch wenn wir heute in richtigen Wohnungen leben mit Fußbodenheizung, Fernseh-Abo und einmal wöchentlich Eiermann vor der Tür.

Trotzdem gibt es Artgenossen, die sich nicht daran halten. Das ist krank, der Patient braucht Hilfe. Nach meinen Recherchen tritt baden besonders häufig als  Komo… Komobil… Komoranität oder wie das weißt, wenn mehrere Krankheiten zusammentreffen, bei übermäßigem Genuss von Salat, Rotobst und andern Müsliprodukten auf. Auch kann der Verzicht auf einen eigenen Computer oder überhaupt auf ein Mindestmaß an elektronischer Unterhaltung zur Verstärkung der Symptome führen. Ich verweise mal wieder auf die Grunzer-WG. Es tut mir zwar Leid um die armen Socken, dass ich sie hier schon wieder so vorführen muss, aber besseres Anschauungsmaterial habe ich gerade nicht zur Hand.

Baden tut von denen allerdings nur einer: der Sir Bubi, der Liebste von der Domino, seines Zeichens Blaustirnamazone. Das Ritual vollzieht sich immer nach dem gleichen Muster.


Erst mal gemütlich Platz nehmen. Die Schale ist der Trinknapf. Wem nun der Gedanke kommen sollte, ein begeistertes „Sieht er nicht aus wie ‘n König auf dem Thron?“ auszurufen, dem antworte ich hiermit: „Nee, eher wie Opa Heinz beim Platznehmen in der Krake auf der Dinslakener Frühjahrskirmes.“ Die Haltung ist doch total unnatürlich!


Nun Schwung nehmen zur Geflügelgymnastik.


Klacker-klacker. Hört ihr die Kastagnetten klappern? Der Stier ist gerade eben rechts vorbei gegen die Wand gedonnert.


Jetzt fliegender Wechsel zum Lustspiel „ Alle meine Entchen“.


Schwanz noch mit reinquetschen und ordentlich Wasser prusten.



Prüfen, ob‘s reicht.


Sich aufrichten, die Ovulationen entgegennehmen, triumphierend glotzen.

Ich habe dem Grunzer geraten, er soll heimlich Fruchtsaft in den Trinknapf schütten, damit sich der Sir das alberne Geplansche endlich mal abgewöhnt, aber Apfelsaft hat ihn nicht gestört, Traubensaft auch nicht, und im Bananensaft hat er sich die Haxen eingeweicht zur Hornhaut-Pediküre. Dem Irren ist einfach nicht zu helfen.

Ich glaube, nach all den schrecklichen Beispielen ist es nun Zeit für ein paar hoffnungsvolle Bilder. Sonst glaubt ihr Vierbeiner noch, wir wären alle so bekloppt. Nein, natürlich nicht. Es gibt durchaus Artgenossen, die sich ein gesundes Verhältnis zur Nassreinigung bewahrt haben. Man kommt ja auf die Dauer nicht drum herum, die heimtückischen Menschen lauern überall mit ihren Sprühflaschen und Brauseschläuchen, daher empfiehlt sich eine ergebene, nicht zu freudige Grundhaltung einzunehmen. Die Zwangsreinigung ist sehr schön zu sehen an …


… Cora (links) und Paule …


… und an der Mia (vorne) und dem Max (das bin ich).

Danach sieht man so aus:


Nicht sonderlich flauschig, sondern eher wie ‘n Probelauf für Sauerkrautwerbung, aber wenigsten natürlich. Die Cora hat sich eindeutig ihre vogelige Würde bewahrt.


Na ja … Ich hatte schon immer den Verdacht, dass die Cora ‘nen Andengeier in der Familie hat. Charismatische Anmut kommt eben nicht auf jedem Foto zur Geltung.


Aber bei ihm hier. Ganz eindeutig. Vorbildliche Haltung, überzeugender Gesichtsausdruck.

Kollegen, immer dran denken: Wir haben einen Auftrag. Man guckt uns zu, man schließt vom Einzelnen auf die ganze Art. Wenn sich dann einer gehen lässt … au weia. Also, Leute …


… so was wie das hier will ich nicht mehr sehen, ist das klar? Reißt euch zusammen, ihr Wassermemmen. Nehmt Haltung an, verkneift euch das glückliche Grinsen. Ich will nicht noch mal ‘ne zweite Seminarreihe machen müssen, womöglich mit dem Titel: „Wozu Schwimmhäute gut sind.“

So, ich habe fertig. Zufrieden, ihr neugierigen Hundis und Miezen? 
 
© Fotos Sir Bubi:  U. W.
© Fotos Cora und Paule: G. H.
© Fotos Mia und Max: A. L.
© Max: Papageiengeschichten

Sonntag, 30. Oktober 2011

Rätsel 44

Diesmal ist es wieder was von draußen. Ihr kennt es alle, wenn es auch bei euch wahrscheinlich etwas anders aussehen wird.


Tipp lautet: Es sieht gräulich aus.

Samstag, 29. Oktober 2011

Foto-Kolleg: Duschen II

In meinem zweiten Vortrag über das absonderliche Verhalten mancher meiner Artgenossen zeige ich euch nun eine Variante des Freestyle-Duschens.

Wir erinnern uns: In der Grundform jeglichen Duschens geht es darum, sich von einer Wasserflasche bespritzen oder einnebeln zu lassen. Dabei steht man auf einem festen Untergrund (Ast, Volierendach, Tisch) und lässt das Theater still und zusammengesunken über sich ergehen, ohne das geringste Zeichen von Genuss zu vermitteln (gesund), oder man untermalt es mit mehr oder weniger idiotischen Verrenkungen (krank). Die zweite Spielart wird gern von Hennen gewählt, oft aber auch von sonst durchaus bodenständigen Hähnen, wenn sie sich unbeobachtet wähnen und daher zu albernen Aussetzern neigen.  


Hier sehen wir so ein Paar. Es handelt sich um zwei Gelbnackenamazonen in der Außenvoliere. Hinten die Henne, vorne der … Ey, Moment mal! Wer hat das Foto hier reingemurkst? Das ist nicht das richtige Bild! Weg damit! Ich krieg noch ‘ne Krise.


So, hier ist das richtige Foto. Wir sehen die Domino aus der Grunzer-WG. Sie bietet gerade ihre Achselhöhlen den Wassertropfen dar. Der Rest ist aber normal: fester Halt, Plattfüße flach auf dem Untergrund, Kreuz durchgedrückt.

Bei der angekündigten Variante jedoch ist das keinesfalls selbstverständlich. Ich kenne einen Hahn, der nur duscht, wenn er sich an einen frei schwingenden Gegenstand hängen kann. Meist ist es ein Tannenzweig. Einerseits gibt mir das sehr zu denken, weil ich von einer Betäubung durch ätherische Dämpfe ausgehen muss, andererseits atme ich auf, weil das nadelige Försterzeugs normalerweise nur einmal jährlich zur Weihnachtszeit ins Haus geschleppt wird. Das bedeutet, der Urmel muss sich mit solchen Anfällen auch nur einmal im Jahr auseinandersetzen. Den Rest der 50 Wochen (oder wie viele es noch mal sind) verhält er sich ziemlich unauffällig. Jedenfalls ist mir nichts bekannt, dass der Urmel zu andern Jahreszeiten den Wunsch nach Wasserbenetzung äußern täte. Das übliche Müsliprogramm mit Mate-Tee schlürfen und Aggressionen kneten und sie gegen die Wand schmeißen muss er natürlich trotzdem mitmachen. Der Grunzer versteht darin keinen Spaß. Die Woche ist straff durchorganisiert.

Die Stationen im Einzelnen:


Noch ist der Urmel trocken: ein eleganter Gelbwangenhahn auf der Höhe seiner körperlichen und geistigen Reife.


Die Verwandlung zu Tarzan hat begonnen. Gerade ist Urmel an einen Zweig gesprungen. Er klammert sich fest.


Das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Von vorn kommt das Wasser.


Zwischendurch innehalten. Der arme Irre hat keinerlei Gefühl mehr für das alberne Bild, das er abgibt. Dem Patienten ist alles egal.


Der Anfall endet in gockelhaftem Nachäffen der Sphinx von Gizeh. Die Flügel wedeln noch lange nach, schrille Seufzer zerreißen die abendliche Meditationssitzung der übrigen Schwarmmitglieder.

Ich bin mir sicher, der Patient wurde mit Tannenduft manipuliert. Hundert Pro. Anders kann ich mir das nicht erklären. Also Krallen weg von diesem gefährlichen Gewächs. Es naht ja wieder die Zeit, wo die Menschen uns solche zum Kranz geflochtenen oder naturbelassenen Gebilde vor die Nase hängen. Atmet die Luft nicht ein! Um Gottes willen! Nicht dass es euch genauso ergeht und dann plötzlich kopfüber eine klatschnasse Rotweindogge Diva am Adventskranz schaukelt. Ihr seid Hunde, ihr könnt nicht fliegen.

Der Vollständigkeit halber erwähne ich noch kurz, dass es eine weitere Variante des Duschens gibt. Hierbei werden die Artgenossen unter Anwendung heimtückischer Brutalität geschnappt und in der Badewanne abgeladen. Dort hält man ihnen den Brausekopf über die Birne, bis sie komplett eingeweicht sind. Dieses Vorgehen ist zwar nicht krankhaft, da unfreiwillig, aber nichtsdestoweniger furchtbar anzusehen. So mancher Betroffene (Zuschauer wie Duschgut) hat schon ‘n Trauma davongetragen. Gott sei Dank ist diese Variante nur äußerst selten. Man braucht dazu nämlich geradezu maligne Menschen, die sich dafür hergeben und auch noch Spaß dabei empfinden. Ich persönlich weiß nur von einem einzigen solchen Menschen.


Unbekannter Verurteilter.

Das nächste Mal zeige ich euch endlich, was man unter Baden im Trinknapf versteht. Also seid wieder dabei, wenn es heißt: Vorhang auf für die Krankheiten unserer Welt.

© Fotos: U. W.
© Fotos Mia und Max: A. L.
© Max: Papageiengeschichten

Dienstag, 25. Oktober 2011

Foto-Kolleg: Duschen (Freestyle)

Kürzlich ist der Wunsch geäußert worden, ich soll doch mal genauer zeigen, wie wir Großvögel es mit der Körperhygiene halten. Das sei doch so interessant, hieß es, und auch lehrreich und von artverbindendem Wert, weil man als viel beschäftigter Hund schließlich nicht alles wissen kann, aber trotzdem dringliche Neugier spürt.

Als ich das gelesen hatte, war ich ehrlich gesagt ein wenig geschockt. Was soll attraktiv daran sein, wie wir unsere Körperpflege betreiben? Ist das nicht ein bisschen intim? Schließlich frage ich ja auch nicht, welches Deo ihr Vierbeiner benutzt oder ob sich jemand von euch die Knöchel rasiert. Fast hätte ich also an einen perfiden Fall von Sabber-Voyeurismus gedacht, doch die Bitte kam von einer jungen Dame, noch dazu aus unsern Reihen, und so muss ich annehmen, dass aus ihr wirklich nur der pure Wille zur Weiterbildung spricht.

Nach kurzem Überlegen ist mir aufgefallen, dass tatsächlich verschiedene Techniken der Ganz- und Teilkörperreinigung praktiziert werden. Jeder hat da seine eigenen Vorlieben. Was den einen in Ektase bringt, törnt den andern ab. Und auch nicht jeder macht einen fotogenen Anblick dazu. Manche glotzen geradezu dämlich oder bekommen ein wurstartiges Aussehen unter den nassen Federn. Persönlich bin ich ja der Meinung, dass die ganze Wasserplanscherei bei weitem überschätzt wird. Ein Papagei, der manierlich isst und regelmäßig Staub und Dreck abschüttelt durch entsprechend eingeübte Bewegungen (Karate und Kickboxen sind hier zu nennen), der braucht nicht noch feucht nachzuwischen.

Aber gut, ich lass mich auf einen kleinen Foto-Exkurs ein. Ich beginne meine Vorlesung mit einem Beispiel extremer Freude. Die Patientin ist geradezu süchtig nach Wasser. Es handelt sich um Domino aus der Grunzer-WG (ihr wisst schon, das ist die fränkische Öko-Truppe mit dem Algensalat an der Wand). Bitte achtet auf die unnatürlichen Verrenkungen. So weit kann‘s kommen, wenn man seine Entgleisungen nicht mehr unter Kontrolle hat. Hier hat das Duschen eindeutig Krankheitswert angenommen.


Erst mal die Flügel ausbreiten.

Das Wasser wird aus einer Sprühflasche serviert. Allzu oft lassen sich leichtfertige Menschen zu solchen Hilfsdiensten einspannen. Zu spät merken sie, wohin das führen kann.


Nun die Flügel hochreißen.


Eine Kuppel imitieren, Schwanz auffächern. 


Und noch mal hoch mit den Winklappen.


Wieder umdrehen, ein wenig Ruhe einkehren lassen, die Umwelt in Sicherheit wiegen, …


… bevor die richtige Eruption erfolgt. Die Patientin ist nicht mehr zu halten. Albernes Gejuchze entfährt ihrem Schnabel. Wie blöd wippt die Domino hin und her, klatscht mit den Flügeln, wirft mit Wassertropfen um sich.

Ist der Anfall vorüber, wird gern ein Imbiss zu sich genommen. Ich halte die Kombination aus Duschen und Belohnung (fressen) für besonders verhängnisvoll, denn so wird die Sucht immer wieder angeregt: Noch während sie nass ist, denkt sich die Kranke: „Hm, jetzt was Schönes futtern, das habe ich mir verdient.“ Und umgekehrt, während sie ihre regelmäßigen Mahlzeiten einnimmt und eigentlich nicht ans Duschen denken sollte, kommt ihr die Idee: „Da war doch noch was? Ach ja … Wasserplanschen. Das will ich jetzt haben - sofort!“

Wohin das führen kann, auch hinsichtlich der Gesichtsmuskeln, sieht man auf folgenden Bildern. Die Patientin ist derart versunken in ihr ekstatisches Tun, dass sie alles um sich herum vergisst. Weil Domino nicht fliegen kann (das haben die Vorbesitzer zu verantworten), darf sie sogar im Freien ihrer Sucht nachkommen.


Harmlos beginnen.


Langsam aufdrehen.


In Fahrt kommen.


Abheben.

Wer der Domino helfen möchte, kann gern eine Spende an mich entrichten.  Es soll davon eine therapeutische Behandlung bezahlt werden. Ich leite die Kohle weiter, sobald ich meine Matschbox-Garage habe. Bitte seid nicht knauserig. Ihr seht doch, wie nötig es die arme Wasserkröte hat.

Das nächste Mal zeige ich euch das Baden im Trinknapf. Nicht versäumen, denn daran lässt sich auch viel lernen.

© Fotos: U. W.
© Max: Papageiengeschichten

Sonntag, 23. Oktober 2011

Höhlenmalerei

Ich weiß nicht, ob ich es schon mal gesagt habe: Ich lese das Geflügel-Digest. Die Mia klaut es mir immer aus dem Wartezimmer beim Tierarzt, wenn sie dort ihr selbst gemanschtes Dotter-Shampoo anpreisen geht. Die Mia meint, ein bisschen Bildung täte mir gut, und tatsächlich steht viel in dem Digest, was ich noch nicht wusste.


War euch zum Beispiel bekannt, dass Gustav Gans viel lieber Melonenbauer geworden wäre? Nein, wirklich. Man sollte doch glauben, dass gerade er, der alle Wettbewerbe gewinnt, die Zufriedenheit mit jedem Atemzug ausdünstet. Aber so kann man sich täuschen. In einem Interview stand, dass er schon vor vielen Jahren einen Versuch zum Aussteigen unternommen hatte. Er lebte anonym in Kentucky. Doch dann hat er dort aus Versehen an einem Preisausschreiben teilgenommen und den Hauptgewinn gewonnen (einen Mähdrescher). Einen Monat später hat er sogar die drei größten Melonen geerntet, die es jemals in den USA gegeben hat. Da ist er freiwillig gegangen, bevor man ihn aus dem Drugstore jagen konnte. Jetzt ergibt er sich in seine Bestimmung, nimmt  sein Schicksal tapfer an, ohne zu klagen. Er zieht weiter von Stadt zu Stadt, verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Einsacken von Wettbewerbspreisen. Er ist stinkreich, aber totunglücklich. Das Interview war echt toll. Mir kamen oft die Tränen beim Lesen. Ich dachte: „Du arme Sau. Ich helf dir sofort beim Tragen.“

Im Geflügelsport kennt sich von euch auch keiner besonders gut aus, nehme ich an. Im Ölfassrollen führt der Emu Takelaschi aus Japan und im Tauchen nach Einweckringen die Ente Lucille aus Marseille in Frankreich.

Es wird aber auch über hochwissenschaftliche Themen geschrieben. Das Geflügel-Digest ist immer auf dem neusten Stand. Eigentlich lese ich das Ding nur wegen dieser Forschungsergebnisse. Mikrobiologie kann nämlich total interessant sein, wenn Comic-Blasen dabeistehen, die einem alles erklären. Kürzlich aber habe ich was gesehen, das war so dämlich, das muss ich euch zeigen.

Überschrift: „Prähistorisches Höhlenrelief entdeckt“. Darunter war dieses Bild:


Gefunden hatte man das Ganze auf der Unterseite eines Felsbrockens auf dem Tohubawohu-Atoll. Das ist im Atlantischen Ozean vor Costa Rica, aber noch ‘n Stück weiter draußen. Höhlenmalerei kommt also schon mal nicht hin. Das ist der erste Fehler.

Dann wurde behauptet, das Gekrakel sei 40.000 Jahre alt … nee … 20.000 … ach, mindestens! … doch, ganz bestimmt! … ja, genau … so war‘s. –  Ha! Blödsinn! Da gab’s doch noch gar keine Kratzstifte für solche Steinmetzarbeiten. Da haben die Menschen doch noch mit Saurierkacke gemalt und der Regen hat alles weggewaschen. Aus die Maus mit weitergeben an die nächste Generation.

Weiter hieß es, es tät sich um die Darstellung zweier Papageien handeln, die gerade Kinder machen. Oh mein Gott, die von der Forschung denken wohl auch, sie könnten uns alles erzählen und wir merken es nicht. Papageien? Okay, das kann hinkommen. Die Schnäbel sind jedenfalls krumm. Federn tragen diese zwei Lachnummern ganz offensichtlich auch um die Hüfte – aber Kinder machen?

Ja, hallo?  Schaut euch nur mal an, wie albern sich die beiden verrenken. Lachhaft! So gibt’s nie und nimmer Küken. Das klappt nicht. In Millionen Jahren nicht. Der Hahn oben drauf (ich nehm doch an, es ist das Männchen), der hängt da wie ‘n Speckknödel, der gleich vornüber kippt.

Was haben sich die Leute bloß gedacht, dass sie so was in den Stein ritzen? Oder sollte das am Ende eine von zwei Schultafeln sein mit Beispielbildern „richtig“ und „falsch“, wobei das Relief mit dem „Richtig“ abhanden gekommen ist?

Die Forscher jedenfalls sprechen von einer Sensation. Die Darstellung täte so ungemein realistisch aussehen. Außerdem wüsste man nicht, was der gelbe Fleck bedeuten soll. Darüber sei man noch am Rätseln. Die einen sehen darin ein Zeichen für auserwählte Bevorzugung bei der Arterhaltung, die anderen im Gegenteil die farbliche Kenntlichmachung als Warnung vor den unfähigen Exemplaren der Mutter Natur. Wenn ihr mich fragt: Ich bin für Letzteres. Wie sich der Idiot anstellt, ist wirklich absolut dusselig.

Wenn ich so was lese, sage ich mir: Gut, dass ich die 5 Euro Kaufpreis gespart habe. Die Journaille ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Allerdings ist das Geflügel-Digest sonst viel seriöser. Nächsten Monat kommt zum Beispiel eine Reportage über Matchboxautos. Über Leute, die alles, aber auch alles dafür tun, damit sie das allerneuste Modell ergattern. So was sollte man viel öfter bringen. Positive Beispiele für eine sinnvolle Lebensgestaltung sind heute viel zu selten in den Medien.

© Originalfoto Hühner: A. T.
© Max: Papageiengeschichten

Rätsel 43

Es ist Sonntag und hier kommt das neue Rätsel.



Was soll ich als Tipp geben? Hm, mal überlegen. Okay: Man braucht es nicht zum Schuheputzen und auch nicht, wenn man in der Bank am Automaten Geld holt. Und nun auf zum fröhlichen Raten.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Mea culpa - die Cora beichtet

So, nun geht Duisburg ins Rennen.

Nachdem der Grunzer schon vor ein paar Tagen das handwerkliche Geschick seiner Franken-WG vorstellen durfte, hat jetzt die Cora mit ihren Männern die Gelegenheit zur Revanche. Es geht noch immer um die vollmundige Behauptung, mein Talent in diesen Disziplinen sei stark unterentwickelt. Ich täte ja nur Sickerflächen für Wasserdampf ins Holz picken – höchstens! –, keinesfalls jedoch das Erscheinungsbild unserer Wohnung mit professionellen Deko-Ideen bereichern.

Ich nehme das Putchen beim Wort. Soll sie zeigen, was sie kann. Fotos liegen vor. Ich gebe hiermit mein Ehrenwort, dass ich sie weder mit Photoshop vergrässlicht noch verharmlost habe. Die Cora wiederum garantiert, dass kein Schwarm Piranhas an den Arbeiten beteiligt war.

Aber erst mal die Vorstellung. Als Kandidaten gehen ins Rennen …


… rechts die Cora und links ihr Mitbewohner, der Paule.

Ich sage absichtlich Mitbewohner, weil für erotische Anziehung ein bisschen mehr nötig ist als veilchenblauer Lidschatten um die Glubscher und eine stattliche Sammlung an Rote-Beete-Kochrezepten. Irgendwie will es nicht klappen mit der Entführung aus dem Serail. Es findet sich kein Hahn, der dies auf sich nehmen will, und selbst wenn die Kerle auf derselben Stange wohnen und nur die Cora flachzulegen brauchten, gucken sie lieber die Sportschau und horten heimlich unter der Voliere Hochglanzmagazine  wie „O la la … Poularde“ oder „Sweet little Turkey“.

Manchmal tut mir die Cora richtig Leid. So übel ist sie gar nicht. ‘n bisschen trutschig vielleicht, aber ‘n ordentlicher Teller Napfsülze ist schließlich auch nicht zu verachten. Deswegen könnte der Paule sie ruhig mal heiraten. Tut er aber nicht. Genauso wenig, wie es der Coco damals getan hat.

Der Coco
Der Coco, mein lieber, lieber Freund Coco, hat früher, vor dem Paule mit der Cora zusammengewohnt, viele Jahre. Im März ist er gestorben. Er war ein feiner Kerl, humorvoll und witzig. Leider aber hatte er ein Problem. Er war dem Alkohol verfallen. Die Gründe haben sich nie aufgeklärt, ob es nun an den Verlockungen des Duisburger Nachtlebens lag oder an der Unzufriedenheit mit der Lebenssituation, jedenfalls musste er regelmäßig „zur Kur“. Dort hat er dann andere Patienten mit Erbsen beschossen. Schlimm, sage ich euch, schlimm. Trotzdem wird er uns allen, die ihn kannten, in guter Erinnerung bleiben. Wenn man den ganzen Tag die Cora um sich herum hat, muss man schließlich eine ordentliche Portion Humor entwickeln.

Der Paule
Der Paule ist aber auch nicht schlecht. Er ist nur ganz anders: bodenständig, solide, mit einer in die Jahre gekommenen Vergangen-
heit. Heute hat er Bauchansatz und einen Berechtigungsschein für 1 x jährlich Prostata-Untersuchung. Außerdem ist er verwandt mit mir. Das heißt, ich eher mit ihm. Ich meine unsere Art. Seht ihr seinen Kopf, das reine, charmante Grün und die deutlichen hellen Ringe um die Augen? Fast wie bei mir, nicht wahr?

Der Paule ist eine Gelbscheitelamazone und ich bin eine Gelbnackenamazone. Früher galten wir Gelbnacken als eine von sieben Unterarten der Paule-Art. Deswegen sehen wir uns so ähnlich. Heute aber sind seine Leute und wir eigene Arten nebeneinander mit Gleichberechtigung. Mir persönlich ist so was ja egal, doch muss ich zugeben, dass mir kräftiges Gelb auf der Stirn nicht so gut gefällt. Es macht irgendwie … einen beschränkten Eindruck, ne?

Ich habe auch mal irgendwo gelesen, dass sich der Fortschritt in der Evolution daran bemerkbar machen täte, dass Gelb von vorn nach hinten wandert, zum Beispiel vom Stirnansatz in den Nacken. Das stimmt. Beim Menschen ist es genauso. Dort haben sich die gelben Baby-Lätzchen über gelbe Baseball-Käppis zum gelben Ostfriesen-Cape entwickeln. Ich sage immer: Zeig mir, was du liest, und ich antworte dir, was du alles weißt.

Die Cora übrigens ist auch gelb am Kopf. Vorne. Wollte ich nur mal angemerkt haben.

Jedenfalls geht die Cora mit beiden Männern ins Rennen. Wer was genau gefertigt hat, kann man heute sowieso nicht mehr sagen. Die drei stellen ein Team. Kommen wir nun zur Benotung der einzelnen Werkstücke.


Die Cora beim Aufflauschen der Tageszeitung. Dieses Verfahren nennt man Flokatisierung, nach dem Vorbild des gleichnamigen Teppichs. Ziel ist es, eine gleichmäßig behagliche Fläche zu produzieren, auf der es sich angenehm wälzen lässt. Es sollten keine Löcher entstehen. Da  aber hier gleich alles abgefetzt wurde, statt das Papier wenigstens an einer Ecke im Verbund zu belassen, kriegt die Cora ein „Ungenügend“. Die Technik ist schlecht, das Ergebnis noch mehr. Pfui, Cora. Im Hennenseminar geschnarcht?


Hier sollte ein festliches Tischset fürs Hochzeitsessen mit Mäusezähnchen umrandet werden. Ist auch nur schlecht gelungen. Ja, watt nu? Entweder alles einzacken oder alles gerade lassen. Aber nicht hier mal ‘n bisschen dran herumzerren und dort wieder nicht. Halbmonde reinknipsen täte obendrein viel schöner aussehen. Note 5.


Aaaah … das macht doch schon einen wesentlich besseren Eindruck. Kräftiger Biss an wehrwilliger Stuhllehne. Gute Hacktechnik. Mir fehlt aber noch der rote Faden, das künstlerische Konzept. Was soll das darstellen? Das Mittelmeer wird eingeweiht? Der Zug der Zehntausend zum Rolling-Stones-Konzert? In diesem Fall vermisse ich die Hingabe zum Detail. Wo sind die Würstchenbuden? Wo die Dixi-Häusschen? Abstrakte Kunst schön und gut, doch nicht, wenn’s genauso gut als „Krabbe trifft Wattebausch“ durchgehen könnte. Note 3 für den guten Willen.


Wie man spätestens an diesem Foto sieht, müssen Cora, Paule und Coco ihr Handwerk unter erschwerten Bedingungen betreiben. Sie leben – genau wie die Mia und ich – in einer Wohnung, die von geschmacklosen Zweibeinern nach dämlichen Gesichtspunkten zugestellt wurde. Die privaten Ecken, wohin sich unsereins zurückziehen kann, sind rar und schützen leider auch nicht davor, dass wir trotzdem ständig auf das Elend hinabschauen müssen. All unsere Bemühungen zur gemütlichen Umgestaltung werden als Angriff auf die menschliche Autorität gewertet und mit wüsten Beschimpfungen geahndet. Manchmal müssen wir uns Kochrezepte für Amazone mit Rotkohl und Klößen anhören. Auf unsere Gefühle nimmt niemand Rücksicht, auf unsere Bedürfnisse ebenfalls nicht.

So hing ursprünglich eine Diskokugel im Wohnzimmer. Coras und Cocos Leute hatten sie direkt über die Sitzstangen gehängt. Hat man Worte? Wer um alles in der Welt kommt auf so eine bekloppte Idee? Immer wenn die Sonne schien, quirlten den beiden bunte Lichttupfer um die Birne. Erst hatten sie noch versucht, mit gezielten Würfen von Bananenscheiben und anderen Obstresten eine mattierende Wirkung herbeizuführen, doch als das nicht gelang, ist der Coco zur beherzten Demontage geschritten. Er hat alle Metallplättchen abgenagt und auch gleich die Elektronik entfernt, bis nur noch das Skelett übrig war.

Wir sehen den Coco bei diesem Tun. Ich bin begeistert. Dafür vergebe ich eine 1+.  Dies ist endlich Mal ein Beispiel für Beharrlichkeit und erfolgreiche Technik gleichermaßen.


Hui … es geht gleich weiter mit den Sahnestücken. Wie sich die geschwungenen Kerben so harmonisch an die Scheibe schmiegen – allerliebst. Das Muster gefällt mir. Eine Reminiszenz an Wellen und Meer, nicht wahr? Ich finde, hier stört es kein bisschen, dass die Intarsien nicht durchgehend verlaufen. Die See ist nun mal unberechenbar. Mal ist sie da, mal nicht. Das wird hier sehr schön symbolisiert. Note 2+.


Tja … und was soll das jetzt sein? Baldachinbegradigung? Das fiele dann unter Bautischlerei. Es ist aber ein Schrank, und ich weiß vom Paule, dass die Cora vorhatte, hier eine Inschrift reinzuschnitzen: „The Cora was here 2009.“ Dazu Girlanden aus Blümchen, links und rechts Johannisbeerrispen und in der Mitte eine Sonne. – Na, das kann man wohl mit Fug und Recht als misslungen bezeichnen. Mehr als elendes Geschabe ist das nicht. Note 5-.


Ooooh … ich nehm meine Kritik zurück. Die Meisterin höchstpersönlich. Textiles Kunstwerken. Das hatten wir bisher noch gar nicht, denn diese Disziplin bedienen weder der Grunzer mit den Seinen noch die Mia und ich. Mir dampft Beeindruckung aus den Augen. Wie die Cora den Stoff zurechtzuppelt – toll. Und diese keck aufgebürsteten Ecken. Dafür gebe ich eine glatte 1.

Allerdings ist mir das alles noch ein bisschen zu bieder. Wo bleibt der Mut zum individuellen Ausdruck? Kunst lebt vom Alleingang. Manchmal muss man eben die blaue Ameise unter lauter Elefanten sein. Die Cora hätte gleich noch ein paar Kleckse den Bezug runterlaufen lassen können. Das täte dem einfallslosen Muster Aufwertung bescheren. Ich ziehe eine 4 ab. Macht zusammen eine 5.


War das auch die Cora? Hui-ui-ui. So viel Courage hätte ich ihr nun auch wieder nicht zugetraut. Sehr gut gelungen, die Symbolik der lodernden Flammen. Perfekt umgesetzt. Hier das Material (billiges Polyacryl), dort die Farbe (seniler Hummer) und daraus das wundervolle Ergebnis gefertigt. Bezaubernd. Note 1+.

So, das war der Beitrag aus Duisburg. Kommen wir nun zur Auswertung.

Beide Parteien haben sich angestrengt. Von beiden liegen aussagekräftige Beweisfotos vor. Die Grunzer-WG hatte es schwer, allein die puren Techniken auszuüben, da die Ernährung ohne stärkende Pizza und Kartoffelchips Defizite beim Handling des Werkszeugs bewirkt. Auch schlägt sich dies abträglich aufs Durchhaltevermögen nieder. Dafür musste die Cora mit ihren Jungs gegen die Störung niederträchtiger Menschen kämpfen. Das ist auch nicht zu verachten. Unterm Strich sind also beide Gruppen quitt.

Nach der Berechnung der verteilten Punkte liegt die Cora vorn. Nicht viel, aber doch deutlich. Die Werkstücke sind ihr zwar nicht alle gleich gut gelungen, doch ist der Ärgerfaktor beim zweibeinigen Servicepersonal ungleich größer als beim Grunzer, in dessen Kraut-Oase sowieso kein Mensch freiwillig leben will. Es ging schließlich auch darum, ob man seine Styling-Vorstellungen gegen jeglichen faustschwingenden Widerstand durchsetzen konnte. Hier hatte Duisburg eindeutig den Schnabel vorn.

Die Cora hat also den Wettbewerb „Ich bin die größte Verwüstung“ gewonnen.
 
Herzlichen Glückwunsch, Cora, Paule und Coco (posthum). Ich verneige mich vor eurem Sieg.

Trotzdem ist das keine Erlaubnis, mich „dicker Schaumquirl“ zu nennen. Das möchte ich an dieser Stelle noch mal deutlich gesagt haben. Daran ändert auch der billige Sieg nichts. Es mag ja sein, dass die Mia und ich raumgestalterisch zaghafter vorgehen als ihr alle zusammen, doch dafür haben wir andere Qualitäten. Die Mia zeigt ihren Hintern in Nacktmagazinen vor und ich verhökere Leo-Tangas an Dachtauben im Ruhrgebiet. Jeder halt so gut, wie er’s am besten kann. Kein Grund für aufkichernde Überheblichkeit. Außerdem könntest du mich mal wieder einladen, Cora. Ich war schon lange nicht mehr bei euch daheim.

© Fotos: G. H.
© Max: Papageiengeschichten

Montag, 17. Oktober 2011

Mea culpa - der Grunzer beichtet

Nachdem ich kürzlich mit widerlichen Druckmitteln dazu gezwungen worden war, hier auf meinem Blog gefälschte Fotos zu zeigen von mir und meinen angeblichen Verwüstungen (ihr erinnert euch?), kam nicht etwa Bedauern als Reaktion, so wie man es als anständiges Mitglied der Vogelgemeinschaft erwarten könnte; ganz im Gegenteil, höhnische Arroganz tat meine Kommentarsektion durchkleckern, so dass es bei mir, gelinde gesagt, ziemliches Ärgernis hinterließ.

Von blasiertem Herabgegucke auf meine unprofessionellen Fähigkeiten war zu lesen. Man täte das viiiiiiiel besser können. Und schneller. Und nachhaltiger. Und überhaupt und sowieso. Ich sei nur ein übertriebener Schaumquirl mit Null Ahnung.

Ach ja? Die Dame Cora-Stänkerpute aus Duisburg kriegt das besser hin? Oder vielleicht der Franken-Grunzer mit seiner Bio-Truppe aus der ländlichen Öko-WG? Da bin ich ja mal gespannt.

Tatsächlich ist es mir gelungen, nach langen Telefonaten mit Wortschwall und Hörer-auf-die-Kommode-Knallen ein paar Beweisfotos zu ergattern. Die Eigentümer dieser lachhaften Kinderbilder sind zwar nicht einverstanden mit der Veröffentlichung, doch das interessiert mich nicht. Jetzt werden die Hosen runtergelassen. Viel Spaß beim Angucken. Es darf mit den Fingern gezeigt werden.

Fangen wir an mit der Vorstellung. Ich glaube, die ist nötig, nachdem viele Hundis hier mitlesen, die mich und meine Papageienfreunde noch nicht so gut kennen, oder besser gesagt nicht wissen, wer zu wem gehört. Da kann man leicht durcheinander kommen.

Der Grunzer wohnt in Franken. Zum Haushalt gehören zwei Menschen, ein paar Katzen und sechs Amazonen. Vier leben im eigenen 2-Zimmer-Apartement im ersten Stock und zwei im Separee im Erdgeschoss. Die vier aus der Belle Etage sind der Grunzer, die Bubi, der Urmel und der Stiesela – auch Rotbalkenheini genannt, diese selten dämliche Schmachtstange. Der Grunzer ist der Chef von alledem.

Seine Untertanen haben nicht viel zu lachen. Alles öko drum herum. Naturgedöns, wohin man blickt. Während die Mia und ich ein modern-gediegenes Wohnambiente bevorzugen mit leichten Polstermöbeln, weichen Teppichen und Botticellis Venus auf der Badfliese, hocken die armen Socken auf krallenfreundlichen Ästen und müssen sich von Tannenzweigen am Hintern pieksen lassen. Am Wochenende geht’s raus in die Landschaft, Sauerampfer sammeln und Gräser bestimmen. Erdnussflips und Lasagne kennen die nicht. Nie gesehen. Ersteres halten sie für Insekten und Letzteres für den italienischen Gesandten am Hofe Kaiser Frommwohls IV. Ist es nicht furchtbar? So viel Entgleisung? So viel Unbildung?


Das ist Urmel in der typischen Umgebung. Der Rest der zwei Zimmer ist genauso unordentlich. Wie soll man zwischen all dem Kraut auch Stilempfinden entwickeln?


Hier endlich mal eine kleine Ecke ohne den Bio-Firlefanz. Wir sehen den Grunzer und die Bubi links und den Stiesela rechts. Die Mimik ist gleich viel entspannter, ohne das ganze Algenzeugs um die Knöchel. Trotzdem: Sieht jemand einen Fernseher? Eine Playstation? Einen Laptop? Eine Stereo-Anlage? Wie kann man heutzutage seinen geliebten Haustieren solch einen entbehrungsreichen Alltag zumuten? Wüsste ich nicht, dass die Tante Uschi mir jedes Jahr Lebkuchen zu Weihnachten schickt, würde ich jetzt sagen, ihr gehörten mal ordentlich die Leviten gewaschen, damit Vernunft einkehrt.


Die beiden Blaustirnamazonen im Erdgeschoss haben’s auch nicht besser. Da! Alles in Grün und Brauntönen gehalten. Wie im Rotkäppchenwald. Fehlen ja nur noch die Ameisen, die morgens zum Halali blasen. Wie ich aus sicherer Quelle weiß, leiden die Domino und ihr Liebster, der Sir Bubi (nicht zu verwechseln mit nur Bubi aus dem ersten Stock) an Mangelerscheinungen. Ihnen fehlen die flackernden Augen vom vielen Fernsehen, die Mauskralle vom vielen Klicken und die Verstopfung von zu viel Kartoffelchips mit Schokokrümeln. Jeden Abend schließe ich die beiden in mein Gebet ein.

Kommen wir nun zum eigentlichen Thema. Was war das noch? Ach ja, Zerstörung, genauer gesagt das Fachhandwerk der häuslichen Materialbearbeitung. Gucken wir mal, was die sechs Öko-Heinis zu bieten haben.


Na ja. Das kriege ich auch noch hin. Ein wahrer Meister würde die Krümel nicht nur herstellen, sondern sie auch hübsch in der Gegend verteilen. Wozu haben wir Flügel? Von oben zuzugucken, wie unser Menschenpersonal auf dem Boden kriecht und Feinstaub zusammenkehrt, ist ein Erlebnis, das einen über viele schwarze Stunden hinwegzutrösten vermag. Note 3.


Abgefetzte Tapete. Ist auch keine Königsdisziplin. Kann ich auch. Note 3 für die Bubi.


Domino kühlt sich ab im Trinknapf. Joaaah … das hat schon mehr Potential. Erstens pappt unten die ganze Streu auf dem Parkett fest, dann an den Schuhen der Menschen und schließlich auf den Teppichen im restlichen Haus, und zweitens müssen die Körnerbringer die Näpfe wieder auffüllen. Das tun sie nicht gern zwischendurch, weil sie nämlich ein schlechtes Gewissen kriegen wegen der Frage, ob wir vielleicht dringend Durst gehabt hätten, aber leiden mussten, weil sie unsern Mangel jetzt erst bemerken. Schlechtes Gewissen ist immer gut. Das zahlt sich aus in Sonderrationen. Note 2-.


Da kommen wir der Sache doch schon näher. Eine nagelneue Kommode formschön zurechtgeschnitzt. Und die Wandverkleidung gleich dazu. Ist mir zwar noch ein wenig zu unmarkant in der persönlichen Note, es fehlt die künstlerische Handschrift, aber das beherzte Zupacken gefällt mir. Ich vergebe ebenfalls die Note 2-.


Stiesela (oben) und die Bubi bei der heimischen Gartenpflege. Was soll ich dazu sagen? Pilzbefall haben wir nicht hier daheim, deshalb sind solche Arbeiten bei uns nicht nötig. Das kommt davon, wenn man statt mit „Give me love“-Deo herumzusprühen, so wie die Mia es tut, was ja immerhin eine septische Wirkung hat, jedes Unkraut und jeden Untermieter willkommen heißt zum Mitwohnen und Mitessen. Immerhin ist der Kompostkasten an den sichtbaren Stellen mit gutem Willen versehen. Die Intarsien könnten aber noch tiefer sein. Einen durchgehenden Plan kann ich auch nicht erkennen. Weil die Bubi aber so tapfer ackert, gebe ich ihr eine 1+. Leider guckt der Stiesela, diese faule Fratzgurke nur zu, statt zu helfen. Deshalb muss ich eine 4- wieder abziehen. Macht zusammen eine glatte 6. Schade.

War das schon alles? Diese paar Bilder? Nee, ne? Und deswegen so ‘nen Sturm in die Popcorntüte geblasen?

Tut mir Leid, Grunzer. Du bist ‘n Angeber. Das ist Durchschnitt. Mehr nicht. Meisterbrief geht anders. Ich versag dir den Ritterschlag des Verwüstungsordens. Streng dich mehr an und komm dann wieder.

Jetzt warte ich auf die Cora, ob die es besser macht.

© Fotos: U. W.
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