Sonntag, 28. Juni 2015

Hey-a hey



Meine Leute sind bescheuert. Wenn ich Geburtstag habe, versagen sie. Statt mir zu gratulieren, labern sie von einem Dicken, den ich nicht kenne, oder von einem Eierkopf, der mir ebenfalls noch nicht untergekommen ist. Und dass ich versprochen hätte, nach Alaska auszuwandern, damit der Menschheit ein Dienst erwiesen wäre, ist eine Lüge, mit der ich nichts zu tun habe. 

Ich bin es satt. Dauernd vergisst man mir zu gratulieren. Das ändere ich jetzt. Ich gratuliere mir selber.

Lieber Max,
alles Gute zu deinem 12. Geburtstag.
Du bist jetzt ein Mann.
Die Welt wartet auf dich.
Du machst das schon, Superman ist Dreck dagegen.

So, ha ha ha. Seht ihr? Ich kann auch anders.

© Max: Papageiengeschichten

Mittwoch, 10. Juni 2015

Putengeburtstag (neu)


Liebe Mia, 
heute wirst du 13 Jahre alt.
Herzlichen Glückwunsch dir und gute Nerven uns.
Die Cora hat recht: Jetzt bist du ein Teenager. 
Ich kann's kaum erwarten, deine Pubertät mitzuerleben.
Alles Gute.
Dein Max


P.S. Heute hat auch Tante Susanne Geburtstag, Pits Mama.
Ich wünsche dir ein wundervolles neues Lebensjahr. 
Lass dich feiern und verwöhnen. 
Vielleicht gibt's ja Fruchtsaft von der Aida. 
Dann lang ordentlich zu - viel trinken ist gesund (höhö).

Sonntag, 7. Juni 2015

Growing up Dom-Uhus

Sechs Wochen lang habe ich jeden Tag in die Webcam geschaut, aber nun sind sie weg.

Doch von vorn.

Das hier ist der Hildesheimer Dom:


Dort oben im Westwerk befindet sich eine Bruthöhle, eigentlich gedacht für Turmfalken, doch voriges Jahr hatten sich Uhus reingequetscht, hatten es sich gemütlich gemacht und dort in aller Ruhe ihre Jungen aufgezogen. Es muss ihnen gut gefallen haben, denn dieses Jahr sind sie zurückgekommen, noch vor den Turmfalken – und schon gehörte das schicke Kinderzimmer wieder ihnen.

Diesmal jedoch hatten freundliche Menschen eine Kamera installiert. Sie lief rund um die Uhr. Dadurch hat man beobachten können, wie die Kleinen heranwuchsen. Ich fand das interessant, weil ich mich mit Wald- und Nachtvögeln nicht auskenne und immer gern dazulerne, obwohl ich mir sicher bin, dass man Familie Uhu zu keinem Zeitpunkt unterrichtet hatte, dass sie gefilmt wird. Sie benahm sich jedenfalls so, als wüsste sie von nichts, und das lässt mich zweifeln, ob die Eltern auch dann noch so kooperativ mitgemacht hätten, wenn ihnen klar gewesen wäre, dass man sie ungeniert beobachtet.

Gerade zum Schluss, als die Jungen schon ziemlich groß waren und ihre Mahlzeiten allein filetieren konnten, hatte ich den Eindruck, dass der Mutter ein Verdacht gekommen war, denn allzu oft war die Sicht versperrt – mit Absicht? Braun-schwarzes Gefieder hatte sich direkt vor die Linse geschoben. Das sah dann so aus: 


Oder so, wenn auch die Kleinen mitmachten:


Das ging minutenlang. Standbild. Nichts rührte sich. Dauernd gaffte man ins Gemusterte wie früher aufs Testbild im Fernseher.

Irgendwann kam wieder Bewegung rein. Dann hat man genau hinschauen müssen. Waren alle noch da? Drei Küken sollten es sein. Wo steckten sie? Mit einem bisschen Übung klappte die Orientierung ganz gut. Die Jungen waren am weißen  Gepuschel zu erkennen. Mit zunehmendem Alter kam immer deutlicher das braun gemusterte Gefieder durch. Aber noch reichte es, um Jung von Alt zu unterscheiden.


Schwieriger war es, vorne und hinten zu erkennen, weil sich das Jungvolk erstaunlich gut verrenken konnte.

Mal lag man platt:


Mal saß man orthopädisch vorbildlich:



Mal hieß es sich zu strecken …


… oder sich zusammenzuklumpen:


Fest stand: Je größer die Kleinen wurden, desto weniger Platz blieb in der Bruthöhle und desto weniger bekam man zu sehen.

Dabei waren die Jungen durchaus bewegungsfreudig. Mit solchen strammen Schenkeln … 


 … lassen sich flotte Schritte machen. Zack-zack-zack, notfalls halb über den Bruder hinweg. Beim Zusehen dachte ich, das kennst du doch? Es hat gedauert, bis ich dahinterkam, an was mich das erinnerte: An Tyrannosaurus Rex, wenn er in Hollywoodfilmen über die Steppe sprintet. Nur war hier der Sprint vor der nächsten Seitenwand zu Ende. 


Gut trainierte Beine sind wichtig, denn bevor die Jungen flügge werden und sich durch die Luft davonmachen, sind sie zu Fuß unterwegs. Sie lassen sich aus der Bruthöhle fallen und segeln in die Tiefe hinab. Dort erkunden sie die Umgebung, werden aber noch von den Altvögeln mit Futter versorgt. Im vorigen Jahr war das ein Problem, denn damals war der Hildesheimer Dom noch eine Großbaustelle und die jungen Uhus, die dort zwischen den Bauarbeitern und den LKW herumliefen, standen nicht nur im Weg, sondern liefen Gefahr, buchstäblich unter die Räder zu kommen. Deshalb hatte man ihnen ein „Laufställchen“ gebaut, ein abgetrenntes Terrain an einer Domecke, wo sie sicher waren und von den Eltern erreicht werden konnten.

In diesem Jahr haben die Jungen ihre Infantenphase woanders verbracht (die Baumaschinen sind weg und der Domhof ist groß). Inzwischen dürften die Junguhus längst fliegen können. Sie sind wahrscheinlich längst über alle Berge davon. Es ist ja schon ein Weilchen her, als diese Bilder entstanden. Das war im Frühjahr. Am Ostersonntag gab's übrigens Ratte.

Uhus fressen ihr Frischfleisch mit Pelle, jedenfalls die Alten, wusstest ihr das? Maus & Co. werden mit Fell verzehrt. Das Unverdauliche wird später ausgespuckt. Weil aber die Jungen das noch nicht beherrschen, bekommen sie ihr Fleisch vorgeputzt und in mundgerechten Happen vor den Schnabel gehalten. Doch reingestopft in den Schnabel wird da nichts, nicht so wie es zum Beispiel die Amseln machen mit den Würmern direkt in die Kehle hinein. Bei den Uhus hält Muttern das Filetstückchen lediglich hin und Filius muss selbst zugreifen und runterschlingen. Manchmal hilft Mama ein wenig nach und wackelt mit dem Fleischhappen – Kuckuck! Hier spielt die Musik! –, falls sich der Nachwuchs begriffsstutzig zeigen sollte, doch das ist ohnehin eher der Fall, wenn die Jungen noch sehr klein sind und noch nicht so gut sehen. 


Grundsätzlich gilt: Wer vorne sitzt, wird zuerst bedient. Ist der Erste satt und tritt ab, rückt der Nächste nach. Unsere Uhufamilie hatte zwei große Kinder und ein kleineres. Vernachlässigt war niemand. Gefüttert wurde mit einer unendlichen Geduld. Das zog sich über Stunden hin (mit Pausen dazwischen). Ab und zu gönnte sich auch Mutter ein Häppchen zur Stärkung. Und die Beilagen wie zum Beispiel der Schwanz der Ratte waren sowieso nicht als Babynahrung geeignet.

Das Futter herbeigeschafft wurde nachts. Derweil hockten die Kleinen allein im Nest. An manchen Tagen, wenn die Beute besonders reichhaltig ausfiel, lag der Vorrat in der Ecke gestapelt. Wie gesagt, Maus und Ratte waren dabei, aber auch Vogel (Boah, nee …). Vor allem Tauben habe ich gesehen.


Was beim Füttern und Fressen durchaus eine gewisse Manierlichkeit erkennen ließ, war allerdings in der übrigen Haushaltsführung eine Katastrophe. Ich sag's euch, Uhus sind Schweine. Was bin ich froh, dass die Webcam keinen Geruchskanal hatte. Was muss es da gestunken haben! Die Reste der Mahlzeiten – einfach liegen gelassen. Jeder latschte darüber oder hielt sein Nickerchen darauf.


Und Toilette? Fehlanzeige. Die Kleinen hockten ja dort oben ununterbrochen fest. Da wurde sich ein Stückchen beiseite gedreht mit dem Hintern und – platsch – günstigenfalls gegen die Nestwand gezielt. Wozu man dann noch versuchte, das eigene Gefieder und das der andern in Ordnung zu halten, will mir bei dieser laxen Einstellung nicht recht einleuchten.

Auch sonst ging es beschaulich zu. Geschwisterliche Konkurrenz? Nö. Es wurde nicht gestritten, allenfalls ein wenig gestupst und im nachbarlichen Gefieder gewühlt. Die meiste Zeit wurde geschlafen …


… zwischenzeitlich auch mal die Position gewechselt, gekuschelt …


... gegähnt …


… hübsch gucken geübt …


… oder Onkel Adler nachgemacht:


Wenn es nachts wehte dort oben um den hohen Turm, gerieten die weißen Puschelfedern in Wallung. Das war lustig anzuschauen. Gefroren haben die Kleinen aber wohl nicht.

Doch mein eigentlicher Held ist die Mutter. Mutter hatte die Ruhe weg. Die war durch nichts aus der Harmonie zu bringen. Sie saß die meiste Zeit nur da, döste, guckte aus dem Fenster oder kontrollierte ab und zu die Kleinen, ob noch alles in Ordnung sei. Als die drei Jungen frisch geschlüpft waren, fanden sie sie noch Platz unter Mutters Wampe und Frau Uhu hatte zu tun, die Gören immer wieder gut zuzudecken. Später hockten sie nur daneben und schmiegten sich an, und wieder später, als sie deutlich an Größe zugenommen hatten, saßen sie auch mal allein in der Ecke und probten die Unabhängigkeit.


Ich habe Frau Uhu sehr bewundert. Das war schließlich ein Knochenjob, den Nachwuchs aufzuziehen, und das obendrein als alleinerziehende Mutter. Dabei ist Frau Uhu verheiratet, jawohl. Hier, der Ehering. Eindeutig. Zweifel ausgeschlossen:


Aber typisch, der Gatte hatte sich aus dem Staub gemacht, als es unbequem wurde. Herr Uhu flog lieber in der Nacht herum, statt seiner Frau bei der Brut zu helfen. Boah, wie ist das mies. Wir Amazonen sind ja monogam, wir Hähne wissen, was Verantwortung heißt. Für so ein Verhalten habe ich keinerlei Verständnis. Ich hatte erwartet, dass sich der Vater wenigstens zu den Kleinen reinsetzen würde, solange die Mutter auf der Jagd war, wenn er es schon nicht schaffte, seiner Familie das Essen vorbeizubringen. Doch gesehen habe ich immer nur einen Altvogel und immer nur die Mutter.

Später habe ich gelesen, dass sich auch bei den Uhus die Eltern abwechseln bei der Aufzucht.

Wie?

Wo?

Sollte das heißen, die Mutter war gar nicht immer die Mutter?

Weiter stand da geschrieben, der Uhumann wäre deutlich kleiner als die Frau.

Häh?

Ist das dann in Wahrheit hier vielleicht der Vater?


Oder das?


Ja, Mensch, in dieser Bruthöhle, wenn alles umherwuselt und sich duckt und nicht richtig gerade steht und sowieso farblich gleich ausgestattet ist, wie soll ich dann irgendwelche Größenunterschiede erkennen können?

Falls ich jemanden zu Unrecht verurteilt haben sollte, bitte ich in aller Form um Entschuldigung.

Jedenfalls wünsche ich den Kleinen alles Gute. Mögen sie heil durch die Jugend kommen, nette Partner finden und dermaleinst eine eigene Familie gründen. Man entwickelt ja eine gewisse Bindung, wenn man hilflosen Geschöpfen beim Gedeihen zuschaut.

Es war eine gute Idee, das mit der Webcam. Es hat Spaß gemacht. Jetzt weiß ich genug über diese Wald- und Nachtvögel. Ich hoffe sehr, dass auch im nächsten Frühjahr die Bruthöhle wieder in Betrieb sein wird – aber dann bitte mit Kranichen. Oder mit Pinguinen. Oder mit Emus. Über die weiß ich nämlich noch nicht so viel, und ich lern doch so gern dazu. 

Fotos: Hildesheimer Dom, Dino, Maus: Pixabay
          
          Die Screenshots stammen von mir mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung an dieser Stelle 
          von den Betreibern der Webcam

© Max: Papageiengeschichten